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Schlagkräftig und schlagfertig: Helen Briem
Schlagkräftig und schlagfertig: Helen Briem Bild: DGV/Strebl
27.06.2025 / Mixed

Helen Briem und das Brathendl

Männerdomäne ade: Deutschland hat den höchsten Anteil an Golfspielerinnen in Europa, auch dank prominenter Spielerinnen wie Helen Briem, die das mediale und gesellschaftliche Interesse für den Frauen-Golf fördern. Wir haben die Ausnahmeathletin getroffen.

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 4 MIN
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Profigolferin ganz nah 

Helen Briem, 19 Jahre alt, aus Nürtingen stammend, bodenständig und heimatverbunden, ist seit letztem Jahr eine feste Größe im Profigolfsport. Auch beim Amundi German Masters powered by VcG (noch bis zum 29.6.2025 auf den Green Eagle Golf Courses) ist sie dabei. Das prestigeträchtige Turnier der Ladies European Tour (LET) bietet eine spannende Gelegenheit, das Top-Talent und die besten weiblichen Golfspielerinnen aus aller Welt hautnah zu erleben – wir konnten dies schon vorab im Interview:

VcG: Helen, letztes Jahr nahmst du trotz Abi-Stress dank einer Wildcard der VcG am Amundi German Masters powered by VcG teil, seitdem hat sich dein Traum von der Profigolfkarriere realisiert. Andere genießen nach dem Abi eine Auszeit, machen eine Weltreise und Party ohne Ende, du hast dich für diesen Weg entschieden. Wie fühlst du dich? Wolltest du schon immer Profigolferin werden?

Helen Briem: (lacht) Als kleines Kind wurde ich natürlich nicht mit diesem Wunsch geboren. Es gab auch nicht den einen Moment, in dem mir dieser Berufswunsch klar wurde. Meine Eltern fingen mit dem Golfen an, als ich ganz klein war, ich war immer dabei und spiele, seit ich drei Jahre alt war, im Stuttgarter GC Solitude. Alles Weitere hat sich dann Stufe für Stufe so ergeben und irgendwann wurde aus der vagen Idee eine realistische Möglichkeit. Wenn man die Chance hat, muss man sie nutzen. Ich bin sehr froh darüber, wie sich alles entwickelt hat.

VcG: Dein Weg ist sehr beeindruckend: Du sammelst quasi Titel und Pokale, wirst schon als 15-Jährige Europameisterin bei den Golf-Juniorinnen, gewinnst 2023 als erste Deutsche das wichtigste Juniorinnen-Amateur-Turnier der Welt, das R&A Girls' Amateur Championship, und letztes Jahr deinen ersten LET-Titel ... Erfolge, Reisen, Profigolfsport, wie haben denn deine Eltern, deine Schwester und Freunde darauf reagiert?

Helen Briem: Das ist für sie sehr okay. Es hat sich ja, wie gesagt, alles erst nach und nach entwickelt. Sie unterstützen mich. Mein Vater Jochen hat mich anfangs betreut und begleitet mich nach wie vor zu vielen Trainings und Turnieren.

VcG: Hast du Vorbilder, die dich motivieren?

Helen Briem: Viele, aber keine aus dem Golfsport. Ich liebe Schnee, die Berge, bin sehr wintersportorientiert und schätze deshalb Laura Dahlmeier, Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn sehr. Ihre Coolness, wie sie auftreten und Sachen zu Ende bringen, das beeindruckt mich.

VcG: Oh, Wintersportlerinnen – wie kommt das?

Helen Briem: Nun, ich bin 2005 geboren, wir hatten damals lange kein Sky und im öffentlichen Fernsehen kam nur Wintersport. Ich bin als Zuschauerin und Fan also damit aufgewachsen. Dass ich mich mit Golf medial auseinandergesetzt habe, kam erst später. Heute gucke ich es ab und zu, auch was sich so im Herrengolf tut. Kommt aber selten vor.

VcG: Du bist 2024 direkt nach deinem Abitur in Nürtingen im Profisport durchgestartet, also mit gerade mal 18 Jahren. Wie ist das denn so jung auf der Tour? Wie ist das Verhältnis zu den anderen Spielerinnen?

Helen Briem: In der Tat sind, bis auf zwei, alle Spielerinnen älter als ich. Das kommt, weil ich nicht wie sie den normalen Weg gegangen bin: Ich bin nach der Schule nicht erstmal für drei bis fünf Jahre auf ein Golf-College gegangen und dann langsam in den Profisport eingestiegen. Ich bin ja nach dem Abi gleich Profi geworden und deshalb mit Abstand die jüngste. Manche Frauen sind schon länger auf der Tour als ich alt bin. Das ist nicht immer leicht ...

VcG: Das kann ich mir vorstellen. Welches Turnier möchtest du auf jeden Fall unbedingt mal in deinem Leben gewinnen? Und mit wem mal auf die Runde?

Helen Briem: Das ist einfach zu beantworten: eindeutig Olympia. Deutschland bei den olympischen Spielen zu vertreten, ist mein Traum. Und auf die Runde möchte ich am liebsten Mal mit den besagten Wintersportlerinnen. Mikaele und Lindsey spielen auf jeden Fall Golf. Lindsey habe ich gerade in Garmisch getroffen und sie hat mir eine Putterhülle unterschrieben. Vielleicht klappt das ja mal.

VcG: Wir drücken dir die Daumen. Es läuft ja super bei dir. Hast du vor dem Spiel, vor deinen spektakulären 250-Meter-Schlägen, bestimmte Rituale, ein besonderes Mantra, einen Glücksbringer oder ähnliches?

Helen Briem: Nein, tatsächlich gar nichts. Nur immer die gleiche Einschlagroutine, aber sonst nichts.

VcG: Und offenbar reicht das. Du hast ja schon jetzt mehr Siege auf einer professionellen Golftour einfahren können als andere Proetten in ihrer ganzen Karriere, wie Golf’n’Style berichtet. Was machst du, wenn es mal auf einer Runde nicht so gut klappt?

Helen Briem: Das kommt nicht vor (lacht). Nein, im Ernst: Dann versuche ich, schnell vom Golf wegzukommen, ziehe mich zurück, gucke Sportergebnisse, aber natürlich nicht die eigenen, oder lenke mich mit Sightseeing ab. Hauptsache, den Kopf frei kriegen.

VcG: Manche hören in solchen Situationen ja auch gern Musik. A propos wie ist das mit der Musik mit dir? Bist du eher Hiphop oder Händel-Fan?

Helen Briem: (schmunzelt) … am ehesten wohl Brathendl-Fan. Nein, Spaß beiseite: Ich habe keine spezielle Musikrichtung, ich höre alles.

VcG: Wir haben unter unseren VcG-Mitgliedern nicht nur viele Frauen, sondern auch viele Menschen mit einem 54er-Handicap. Zu guter Letzt also noch die Frage: Hast du einen Tipp für sie? Wie klappt es mit dem guten Golfen?

Helen Briem: Achtet auf den Rhythmus! Der wird von den meisten Amateuren unterschätzt. Sobald der Rhythmus nicht stimmt, passt alles nicht zusammen. Viele versuchen, zum Beispiel mit youtube-Videos, ihren Schwung in den Griff zu kriegen, dabei ist es viel wichtiger, den Rhythmus durch permanente Wiederholung zu trainieren.

VcG: Da fühle ich mich direkt angesprochen. Danke für den guten Tipp und für das Gespräch!


 
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