Das Magazin für clubfreie Golfer:innen

No Traffic: Ein Platz ganz für dich allein.
Bild: Thomas Radler
04.06.2025 / Reisen
Golfen in der Südsee
Am Ende der Welt, 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, liegt ein Kleinod und Geheimtipp für Touristen: Niue. Ich habe die Insel besucht – und Golf gespielt …
Autor:in: Thomas Radler
Glück ist eine Differenzerfahrung. Wann und wo ich das gelesen habe, kann ich gar nicht mehr sagen, aber der Satz ist mir im Gedächtnis geblieben. Und das gilt im Leben und natürlich auch im Golf: Ein Abschlag, satt getroffen, mitten auf den Fairway, ein Chip, der überraschend aus vierzig Metern ins Loch fällt – und auch ein Platz, den man weit weg von zu Hause ganz für sich alleine hat. Das ist Glück!
Willkommen im Südpazifik
Aber der Reihe nach: Auf einer Reise nach Neuseeland haben mir Freunde von einer besonderen Insel erzählt, Niue ist ihr Name. Sie ist, etwa 2.400 Kilometer nordöstlich von Auckland gelegen, das größte gehobene Korallenatoll der Welt, das auch als „Felsen Polynesiens“ bekannt ist, da es vollständig aus Kalkstein besteht. Eine Insel ohne weiße Sandstrände, aber voller geheimnisvoller Meereshöhlen, dramatischer Klippen und kristallklarer Lagunen. Und dank der entlegenen Lage lässt sich über Niue ein Sternenhimmel wie kaum irgendwo sonst auf der Welt bestaunen, Myriaden von Sternen glitzern nachts am Firmament. Die Insel im Südpazifik ist mittlerweile die weltweit erste „Dark-Sky-Nation" – das ganze Land ist ein Lichtschutzgebiet. Und das Beste – man hat Niue als Besuchender fast für sich allein: Letztes Jahr kamen gerade einmal 3.000 Touristen mit dem wöchentlichen Flug aus Neuseeland.
Preiswert: Golf in Niue - eine Jahresmitgliedschaft kostet weniger als 100 Euro

Ein Golfplatz ganz für sich allein

...doch nicht ganz allein

Jeden Samstag gibt es ein Turnier, Gäste willkommen

Schön hier

Abschlag unter Palmen

Niue ist das größte gehobene Korallenatoll auf der Welt

Blick vom Hotelzimmer auf den Sonnenuntergang

Blick durch eine Kasthöhle auf den Pazifik

Einkaufen auf dem Markt in Alofi

Die einzige Tankstelle der Insel bei Nacht

Der internationale Flughafen von Niue

Die Westküste

Greenfee: 30 neuseeländische Dollar
Golf in exotischer Umgebung
1.700 Einwohner:innen leben hier auf 260 Quadratkilometern, die Platz für eine Handvoll privater Guest Houses, ein größeres Resort und einen ganz besonderen Golfplatz bieten. Das Clubhaus ist nur an einem Tag der Woche geöffnet, ansonsten wirft man die 30,- neuseeländische Dollar Greenfee in die „Honesty Box“ am Eingang, umgerechnet 15,- Euro. Wer wie ich keine eigenen Schläger dabei hat, muss erst einmal zur kleinen Touristeninformation in der Inselhauptstadt Alofi. Dort gibt es für 20,- Dollar Leihschläger, relativ neu und gut in Schuss, sogar auch einen Satz für Linkshänder.
Einsam & sehr besonders
Ich habe gehört, der Kurs wäre der „einsamste Golfplatz der Welt“ und tatsächlich: angekommen im Niue Golf and Sports Club ist erst einmal keine Menschenseele zu sehen weit und breit. Ein Superlativ schießt mir durch den Kopf: Möglicherweise ist der Niue Golf and Sports Club der Platz auf der Welt, der von Deutschland die längste Anreise braucht. Der Platz selbst ist einfach, aber liebevoll gepflegt. Die Fairways bestehen eher aus Grasflächen mit natürlichen Unregelmäßigkeiten als aus akkurat getrimmten Bahnen. Neun Löcher ziehen sich über hügeliges Gelände, umgeben von Kokospalmen und wildem Buschwerk.Orientierungslos im Gelände
Der Platz soll 2017 Meter lang sein bei einem Platzstandard von Par 34 – aber wo ist der erste Abschlag? Eine Scorekarte gab es im Touristenbüro nicht und so rätsele ich erst einmal, wie die neun Löcher denn wohl miteinander zusammenhängen. Eine Übersicht von oben wäre jetzt gut, aber die mitgebrachte Kameradrohne startet leider nicht. Der Platz liegt direkt am Flughafen und damit in einer NFZ, einer „No Fly Zone“. Heute geht zwar – wie jeden Tag außer Freitag – kein Flug, aber ändert nichts, die Drohne bleibt am Boden und ich schlage einfach mal ab.Meditativ & entspannt
Zwei Schläge später, das Sandwedge für die Annäherung in der Hand stelle ich fest, dass ich doch nicht alleine bin: Ein Hahn stolziert gemütlich über das erste Grün und lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als der Ball in seiner Nähe in Richtung Fahne rollt. So ein menschenleerer Golfplatz ist ein bisschen wie Meditation. Das Leben auf Niue ist sehr entspannt. Auf den wenigen Straßen grüßen sich alle in ihren Autos per Handzeichen, jeder kennt hier jeden und sogar eine eigene Sprache haben sie auf der Insel. Nur schade, dass die Wale erst im Sommer, in drei Monaten kommen. Sie soll man auf Niue so gut sehen können wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Abendstimmung über dem Pazifik
Palmen, Hühner & Golf
Die Sonne brennt vom Himmel, auf Bahn 5 dann die nächste Orientierungsfrage. Voraus in durchschnittlicher Par 4-Distanz zwei Grüns zur Auswahl: Eher leicht nach links in Richtung Flughafenstraße oder doch ein Dogleg nach rechts? Ich entscheide mich für Option 2, liege wohl falsch und improvisiere nach dem ohnehin leicht gehookten Abschlag ein Kombinationsloch mit einem kniffligen Schlag über eine Palme samt Hühnergroßfamilie im Schatten der Blätter. Nach gut anderthalb Stunden bin ich dann auf verschlungenen Wegen zurück am Clubhaus. Inzwischen ist der Greenkeeper eingetroffen, der mir erzählt, dass ich unbedingt am nächsten Samstag wiederkommen soll. Dann ist das wöchentliche Inselturnier und Gäste sind immer willkommen.Service:
Einreise:
Gültiger Reisepass, Visum ist nicht erforderlich.
Flugtickets:
Von Deutschland nach Neuseeland mit verschiedenen Fluggesellschaften bei frühzeitiger Buchung ab circa 1.200,- Euro pro Person. Dann weiter mit Air New Zealand ab ca. 450,- Euro pro Person nach Niue.Hoteltipps und Greenfees:
Scenic Matavai Resort Niue, traumhaft gelegen mit 180-Grad-Panoramaausblick über die Westküste von Niue. DZ in der Nebensaison von Oktober bis Juni ab 110,- Euro.Greenfees:
Niue Golf and Sports Club: 30,- neuseeländische Dollar, umgerechnet etwa 15,- Euro.(Alle Bilder: Thomas Radler)