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Inselgrün der Bahn 17 des Laguna National Golf Resorts in Singapur
Inselgrün der Bahn 17 des Laguna National Golf Resorts in Singapur Bild: Thomas Radler
09.07.2025 / Reisen

Golf in Singapur

Der Name Singapur kommt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Worten für „Singha” („Löwe”) und „Pura” („Stadt”) zusammen. Ich besuche die Löwenstadt in Südostasien und ihre Golfplätze: Drei Tage Singapur, das Greenfee für zwei der schönsten Plätze ist gebucht …
 

Autor:in: Thomas Radler
Lesedauer 6 MIN
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Herausforderung willkommen

Beim Anflug auf die Megastadt taucht plötzlich nach den unzähligen Schiffen, die vor dem riesigen Hafen der Stadt auf Reede liegen, ein Golfplatz auf. Ist das nicht … genau, da unten wischt auf der linken Seite das Laguna National Golf Resort an den Flugzeugfenstern vorbei. Er gilt als einer der schwierigsten Plätze Asiens, hat fast 150 Bunker, ondulierte, schnelle Grüns und sehr viel Wasser seitlich der Fairways. Hier werde ich morgen spielen.
 

Doch erstmal …

Die Golfschläger habe ich zu Hause gelassen, es geht noch weiter nach Australien und Neuseeland, und ich werde mir jeweils vor Ort einen Satz leihen; ohne den sonst üblichen Abstecher zum Sperrgepäck fahre ich also direkt ins Hotel. Es ist kurz vor 19 Uhr, die Sonne geht bereits unter und die Startzeit auf dem Classic-Kurs in Laguna ist bereits kurz vor 9 Uhr am nächsten Morgen. Jetzt früh ins Bett, um bei fünf Stunden Zeitunterschied morgens fit zu sein? Oder doch ein kurzer Abstecher zu den „Gardens of the Bay“ mit ihren sagenumwobenen „Super Trees“?

Beim Landeanflug ein erster Blick auf den Platz (Foto: Radler)
Beim Landeanflug ein erster Blick auf den Platz (Foto: Radler)

 

… Stadterkundung

Fünf Minuten später ist die Entscheidung gefallen. Im Taxi bin ich erstaunt, wie grün die Stadt außerhalb des Zentrums ist, der Spitzname „Garden City“ scheint nicht bloß eine Erfindung des Tourismusbüros zu sein. Und kurz darauf stehe ich vor ihnen und schaue staunend hoch zu den bis zu 50 Meter hohen pflanzenbewachsenen Stahlgerüsten. Eine fantastische Kombination aus Technik und Natur, die jährlich nicht nur Millionen Besuchende in ihren Bann schlägt, sondern auch der Aufzucht von seltenen Pflanzen dient. Das erste Abendessen dann in einer Spago-Filiale von Starkoch Wolfgang Puck auf dem Dach des ikonischen Marina Bay Sands-Hotels. Das Bistro ist bezahlbar, und man genießt den atemberaubenden Ausblick über die Skyline ohne 1.000,- Euro für eine Hotelübernachtung bezahlen zu müssen.
 

Das Biest erwartet mich

Nach einer kurzen Nacht, ein wenig Jetlag in den Knochen, die erste Runde Golf. Der Laguna National Club hat zwei Plätze, den „Masters Course“ und den „Classic Course“, den ich heute spielen werde. Einer der schwierigsten Plätze Asiens … ein Pro hat mir in der Golfwagen-Garage noch lächelnd vom Spitznamen des 6.830 Meter langen Meisterschaftsplatzes erzählt – „The Beast“ nennen sie ihn hier.
 

Werde ich es bezwingen?

Einen Monat später werden hier die Top-Golfer der European Tour am Abschlag stehen, ich bin erst mal froh, dass ich mich im Pro Shop mit ausreichend Bällen eingedeckt habe. Das erste Loch, die erste Herausforderung. Ein Dogleg nach links, fast 170 Meter carry um das Fairway zu treffen. Den Driver in der Hand und direkt wieder zurück ins Bag gesteckt. Eben auf der Range hat es zwar ganz gut geklappt, aber das Fairwayholz fühlt sich sicherer an. Der erste Abschlag passt halbwegs, aber wenn das hier nur das zwölftschwerste Loch sein soll, wird es heute wirklich schwierig, auch nur annähernd in den Bereich meines Handicaps zu kommen.
 

Am Limit

Der Platz ist in einem tollen Zustand, und nach zwei Bogeys auf den ersten Löchern steigt der Mut. Auf dem über 500 Meter langen dritten Loch versuche ich den ersten Abschlag mit dem Driver. Eigentlich ganz gut erwischt, das Wasserhindernis überquert – aber leider in den Fairway-Bunker gerollt. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben, insbesondere die Grüns sind immer wieder sehr gut verteidigt. Im Golfwagen zeigt eine GPS-Karte die exakten Längen zum Grün und doch laufen die Annäherungsschläge heute alles andere als optimal.
 

Gamechanger Equipment?

Hätte ich doch die eigenen Schläger mitbringen sollen? Höchstwahrscheinlich hätte das auch nicht viel geändert, das „Biest“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Die 1993 angelegte und 2010 vollkommen neu gestaltete Anlage ist eine der anspruchsvollsten, die ich je gespielt habe. Nach einer kurzen tropischen Regenpause geht es auf die zweiten Neun, die mit knapp 3.600 Metern von den Championship Tees zu den längsten Back Nines aller European-Tour-Plätze zählt. Auf dem 563 Meter langen vierzehnten Loch das Grün in Regulation zu treffen ist für Freizeitgolfende mit mittlerem Handicap wie mich fast unmöglich, zumal nach dem Abschlag einer der schmalsten Fairways des Platzes jeden Fehler sofort bestraft. Auf der Scorekarte wird ein Doppel-Bogey notiert, und mitten im nächsten tropischen Regenschauer geht es dann auf das für mich schönste Loch des Platzes: Die 17 ist ein 168 Meter langes Par 3 mit einem wunderschönen Inselgrün. Ein gelungener Abschlag mit einem Eisen 4 lässt mich kurz vom ersten Birdie der Runde träumen, aber auf dem stark ondulierten Grün verpasse ich nach einem schlecht getimten ersten Putt fast noch das Par. Über ein letztes Par 5 geht es dann an einem großen Wasserhindernis entlang zurück ins Clubhaus.
 

Fazit

Laguna National Classic Course: Drei Bälle in Wasserhindernissen verloren, das eigene Handicap klar verfehlt, klatschnass geworden (jetzt weiß ich, warum so gut wie alle anderen Golfenden in Laguna ihren Regenschirm eingepackt hatten), aber trotzdem jede Minute genossen auf einem wirklich fantastischen Platz.
 

Und am nächsten Morgen …

… fühle ich mich überhaupt nicht wie das namensgebende Tier der Stadt, im Gegenteil. Leicht fiebrig wache ich auf und denke wieder an den vergessenen Regenschirm – sich bei knapp 30 Grad Außentemperatur eine Erkältung holen, muss man ja auch erst mal schaffen. Eigentlich habe ich noch eine Runde auf einem weiteren legendären Platz Singapurs geplant, die Teetime auf dem „Serapong-Course“ des 1974 gegründeten Sentosa-Golfclubs ist seit Wochen fest gebucht. Für den Golf Digest einer der 100 schönsten Plätze der Welt und seit vielen Jahren Austragungsort der Singapore Open. Aber heute geht es einfach nicht, ich sage ab und erkunde stattdessen die eindrucksvollen Kunstsammlungen der National Gallery. Drei Tage sind ohnehin viel zu kurz für die Löwenstadt, und der nächste Besuch ist bereits fest geplant. Und dann klappt es hoffentlich auch mit einer Runde auf dem „Serapong“.
  
Einreise:
Gültiger Reisepass, ein Visum ist nicht erforderlich.
 
Flugtickets:
Von Deutschland nach Singapur mit verschiedenen Fluggesellschaften bei frühzeitiger Buchung ab circa 700,- Euro pro Person
 
Hoteltipps Greenfees:
Dusit Thani Laguna Singapur, direkt an den beiden Golfplätzen gelegen, DZ ab 220,- Euro. Die Greenfees sind mit Preisen ab 320,- Euro pro Person sehr teuer, aber das Hotel bietet ein sogenanntes „Stay & Play“-Paket an: Eine Übernachtung im DZ inklusive Frühstück und zwei Greenfees entweder auf dem Masters oder dem Classic-Kurs ab 380,- Euro.
 
Greenfees:
Laguna National Golf Resort Club: ab 320,- Euro
Sentosa Golf Club: 18 Löcher 420 Singapur-Dollar, ca. 290,- Euro
 
(Alle Bildrechte bei Thomas Radler)
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