Das Magazin für clubfreie Golfer:innen

Weite, Wind und Wellenschlag - und Golf auf Norderney
Bild: Golf Club Norderney
11.06.2025 / Platzporträt
Golf Club Norderney
„Der einzig wahre Links Course“ in Deutschland liegt auf Norderney – für VcGler ist der 9-Löcher-Inselcourse des GC Norderney 2024 unbestritten Sieger bei der Wahl zur beliebtesten Destination im Norden.
Autor:in: Monica Deniers
Zu seinen Fans gehören auch Golfmagazine („Geheimtipp“), ein begeisterter Greenkeeper („alles Natur hier“) und gutgelaunte Mitglieder („unvergleichbares Golfvergnügen“), So viel Enthusiasmus macht neugierig.
Inselglück mit Überlegung
Vor die vergnügliche Golfrunde hat die Natur das Wattenmeer gesetzt. Eine Fähre befördert Fußvolk, jede Menge Räder, aber auch Autos und LKWs. Die Überfahrt mit dem eigenen Wagen ist zwar bequem, zumal der Golfplatz außerhalb der ganz oder zeitweise für KFZ gesperrten Inselzonen liegt, aber teuer. Und die angebotenen Sparpreise sind nicht jederzeit verfügbar. Fähre plus Auto lohnt sich eigentlich nur bei eingeschränkter Mobilität oder einem Urlaubsaufenthalt.Ohne Auto zum Golfen
Deshalb lassen auch viele golfwillige Tagestourist:innen ihr Fahrzeug auf den Großflächenparkplätzen P1 bis P3 auf dem Festland in Norddeich stehen. Mit einer Vorab-Onlinebuchung sind Ein- und Ausfahrt einfach und man vermeidet die nach Fährankunft schnell entstehenden Schlangen an den Kassenautomaten. Equipment geschultert und kurzer Marsch zum Schiff. Sportelnde mit leichtem Besteck erreichen dann den Course fußläufig über den Alten Postweg in gut einer Stunde (4,7 km). Wer seine Kräfte für die Runde sparen möchte, nimmt ein Inseltaxi oder den Bus. Die Linie 4 ab Busbahnhof Jann-Berghaus-Straße befördert das Golfzeug für drei zusätzliche Euro und hält genau vorm Clubhaus.Auf historischen Pfaden
Über den „einzigartigen“ Links-Charakter des GC Norderney lässt sich vielleicht streiten, über das Alter nicht. Schon 1922 gab es auf der Insel drei Golflöcher, der Club existiert seit 1927 und wurde nach einer Unterbrechung durch Krieg und Besatzung 1956 neu aufgestellt. Zunächst lagen die wattseitigen Löcher näher an der oft von Wind und Wellen angenagten Küste. Seit 1970 rückten etliche Bahnen weiter zur flutgeschützten Inselmitte und wurden gleichzeitig verlängert. Heute spielen Herren die Par 72 über stattliche 5.648 Meter, Damen überwinden 5.006 Meter.Nordisch steif? Keine Spur
Bei neun vielgeschätzten Löchern sind Startzeiten obligatorisch. Im Internet gibt es einen Belegungsplan und ein Reservierungsformular. Natürlich kannst du stattdessen anrufen.
Norddeich: Hafen und Vorfreude
Bild: M. Deniers

Windland Ostfriesland
Bild: M. Deniers

Schönes Wolkenspiel
Bild: GC Norderney

Nur selten so viel Platz
Bild: M. Deniers

... und auf und ab.
Bild: M. Deniers

Abschlag mit tollem Weitblick
Bild: GC Norderney

Schöne Farbe - Standortnachteil
Bild: M. Deniers

Da kann man schon mal den Überblick verlieren
Bild: M. Deniers

Steile Kante: Leicht rein, schwer raus.
Bild: M. Deniers

Aufgepasst auf Abschlag 8: links schön offen, aber rechts ist’s richtig
Bild: M. Deniers

Fünf Zentimeter zwischen spielbar und Ballverlust
Bild: M. Deniers

Nicht rechts, nicht links und nicht zu kurz: Bahn 5
Bild: M. Deniers

Warum bleibst du auch nicht auf dem Fairway?
Bild: M. Deniers

Kein Stress! Du legst doch gar keine gelben Eier.
Bild: M. Deniers

Noch eine Rund? Entscheidung an Grün 9.
Bild: M. Deniers

Seestern von unten im Naturhaus
Bild: M. Deniers

Kaninchenuntermieter Dohle
Bild: M. Deniers
Dann hörst du vielleicht die nette Stimme von Melanie Knopf. Sie freut sich auch vor Ort über die Gäste, kassiert Greenfee, erläutert die Skizze auf der Scorekarte und gibt Tipps für eine problemlose Runde. Außerdem betreut sie den kleinen Pro Shop und ist die Herrin über heiße und kalte Getränke sowie kleine Snacks (besonders beliebt: Frikadellen).
Bahn 4/13 soll, auch wenn das auf der Kartenskizze anders aussieht, ein Par 5 sein. Wir entdecken eine Fahne in akzeptabler Entfernung, die ziert allerdings das 5./14. Grün. Ein freundlicher junger Greenkeeper tröstet, das passiere bei der allerersten Runde schon mal. Dies sei, erzählt er sichtlich begeistert, eben ein echter Links Course mit von „echten Dünen“ vorgegebenem Bahnverlauf. Alles naturbelassen, nichts abgetragen, aufgeschüttet, umgemodelt. Vom Abschlag etwas weiter rechts finden wir dann auch das 4./13. Grün samt Freigabe-Glocke.
Im 16. Jahrhundert brachte jemand Kaninchen als Jagdbeute und späteren Braten auf die Insel. Die Hoppler vermehrten sich aber schneller, als die Jäger schießen konnten. Heute sind sie ein echtes Problem für den Küstenschutz. Auch auf dem Golfplatz sind sie so zahlreich, dass du dir zum eigenen Nutzen noch einmal Regel 16.1 und angesichts der intensiven Tiefbautätigkeit besonders Regel 16.1e zu Gemüte führen solltest. Abgesehen von ihrer Neigung zur Schaffung ungemütlicher Balllagen sind sie einfach nur – niedlich!
Schon an der Fähre ist uns aufgefallen, dass statt der erwarteten weißen Mövenhorden zahlreiche schwarze Vögel zu sehen sind. Die Dohlen, so ein vogelkundiger Golfer, seien typisch für die Region und auch auf dem Platz zu beobachten. Er identifiziert für uns einen kreisenden Greifvogel als Bussard und unsere ballverliebte, schwarz-weißgefiederte rotbeinige Vogelbegegnung als Austernfischer. Unsichtbar bleiben Brandgans und Steinschmätzer, die ebenso wie die Dohlen die vielen Kaninchenbauten als willkommene Bruthöhle nutzen.
Die Insel ist stolz darauf, einige Brutpaare der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Kornweihe zu beherbergen. Deren Bestand ist trotz diverser Schutzprogramme rückläufig. Zuviel Mensch, Katze, Hund. Auf dem belebten Golfplatz findet sich keines der gut getarnten Bodennester, zum Glück für Ballsuchende, denn die Tiere verteidigen ihr Gelege mit Schnabel und Klauen. Aber auf der Dachterrasse des Nationalpark-Hauses Watt Welten in der Nähe der Fährstation kann man den Vogel erklettern.
Eine Runde über den Platz des GC Norderney ist in der Tat ein besonderes Erlebnis – und eine besondere Herausforderung sonst selten genutzter spielerischer Fähigkeiten. Hier kommt es weniger auf Länge an. Das Layout verlangt taktische Überlegung, Wind und Wetter bedingen ein immer wieder angepasstes, einfühlsames Spiel. Aus diesen Gründen können hier auch hohe Handicaps durchaus erfolgreich scoren. Freundliche Aufnahme, reizvolles Golf: die erste Runde zum Kennenlernen, alle weiteren und weiteren und weiteren … könnten richtig süchtig machen.
Golf Club Norderney
18 Löcher: 75,- Euro WT/WE
9 Löcher: 54,- Euro WT/WE
Rangefee: 6,50 Euro
Bälle: 2,- Euro/24 Stück
True Links
Abschlag, Fairway, Grün zeigen das gewohnte Golfplatz-Bild. Ringsum jedoch spärlich begrünter Sand. Los geht es mal im Dünental, mal auf der Kuppe samt Treppenaufstieg und Aussicht. Dabei garantiert der Weitblick dem Norderney-Neuling nicht unbedingt die Sicht auf die nächste Fahne. Der Start zur 2./11. Bahn wird durch einen weißen Stein erleichtert. Wir halten uns – Dank an Melanie für den guten Tipp – rechts vom Marker, setzen die Warnleuchte links für Nachfolgende in Gang, folgen dem Weg. Und der Ball liegt wirklich auf dem zwischen den Hügeln auftauchenden Fairway! Warnleuchte rechts wieder aus.Steile Bunker, schnelle Grüns
Kein Links Course ohne Topfbunker. Der an Bahn 3/12 hat vorne eine kleine Treppe und hinten eine fast senkrechte Wand, für viele sicher eine neuartige Herausforderung. Die Fahnen stecken teils im Tal, statt Grünbunkern schützen manchmal kleine vorgelagerte Roughflächen. Andere Grüns sind hochgelegen, oft ohne den Ball hemmenden Graskranz. Der Wind trocknet die Oberfläche, macht sie hart und schnell. Deshalb kann die richtige Wahl zwischen hohem und flachen Anspiel Score-entscheidend sein.
Abschlag mit Leuchtturm im Blick (Foto: M. Deniers)
Wo bitte geht’s zur Vier?
Bahn 4/13 soll, auch wenn das auf der Kartenskizze anders aussieht, ein Par 5 sein. Wir entdecken eine Fahne in akzeptabler Entfernung, die ziert allerdings das 5./14. Grün. Ein freundlicher junger Greenkeeper tröstet, das passiere bei der allerersten Runde schon mal. Dies sei, erzählt er sichtlich begeistert, eben ein echter Links Course mit von „echten Dünen“ vorgegebenem Bahnverlauf. Alles naturbelassen, nichts abgetragen, aufgeschüttet, umgemodelt. Vom Abschlag etwas weiter rechts finden wir dann auch das 4./13. Grün samt Freigabe-Glocke.Hohle Gasse mit Tücken
Von den drei Par-3-Löchern gilt die 5/14 als mittelschwer und insgesamt eher leicht (Vorgabe 15/16). Es geht geradeaus und die Fahne ist sichtbar. Aber das ist typisch für diesen Platz: Du darfst dich vom harmlosen Anschein nicht täuschen lassen. Was nach rechts oder links driftet, landet im krautig bewachsenen aufstrebenden Sand mit unkalkulierbarer Kaninchen-Architektur. Zu kurz geschlagen, bleibt der Ball vor dem Grün in geschickt platzierten kleinen Wällen hängen. Sollte der Ball trotz der stattlichen Bahnlänge zu weit geraten, bohrt er sich in die Wand der den sechsten Abschlag tragenden Düne.Seitenwechsel
Nach Bahn 7/16 geht es über die Straße, wenig Autos, viele Radfahrer! Der 8./17. Abschlag befindet sich links neben der Driving Range. Linkerhand lockt ein breites Fairway, aber die 8/17 zielt nach rechts, ein Dogleg entlang der wattseitigen Platzgrenze. 530/465 Meter, Vorgabe 1/2 – da reizt es manche/n, doch links über die neunte Bahn abzukürzen. Die wurde deshalb, auch zum Schutz der dort Spielenden, für Golfende auf der Acht per Platzregel als AUS deklariert. Das achte Grün, auf legalem Weg erreicht, belohnt die Anstrengung mit einem wunderbaren Blick über das Watt. Ein kurzer Moment des Innehaltens ist erlaubt, denn dieser Ort spricht wirklich alle Sinne an. Vorbei am Chipping Green zwischen vorletzter Fahne und letztem Abschlag (letzte Treppe mit Aussicht) geht es zurück Richtung Clubhaus.Wind und Wetter
Zum „echten“ Links-Feeling gehören eigentlich auch Wind und etwas Regen. Bei unserem Besuch ist die Luft fast unbewegt und der Himmel strahlend blau, Norderney kann auch (und oft) Schönwetter. Die teils gegenläufige Lage der Löcher lässt jedoch vermuten, dass besonders West- oder Ostwind mal von vorne, mal von hinten durch die Dünentäler pfeift. Und ein aus dem Windschatten geschlagener Ball ändert dann plötzlich oberhalb der Dünenkämme seine Richtung. Besonders die beiden letzten, auf der Wattseite gelegenen Bahnen sind den Elementen schutzlos ausgesetzt und fordern eine der Luftströmung angemessene Flugbahn.
Golf auf Norderney - ein besonderes Erlebnis (Foto: M. Deniers)
Es kreucht …
Im 16. Jahrhundert brachte jemand Kaninchen als Jagdbeute und späteren Braten auf die Insel. Die Hoppler vermehrten sich aber schneller, als die Jäger schießen konnten. Heute sind sie ein echtes Problem für den Küstenschutz. Auch auf dem Golfplatz sind sie so zahlreich, dass du dir zum eigenen Nutzen noch einmal Regel 16.1 und angesichts der intensiven Tiefbautätigkeit besonders Regel 16.1e zu Gemüte führen solltest. Abgesehen von ihrer Neigung zur Schaffung ungemütlicher Balllagen sind sie einfach nur – niedlich!
…und fleucht
Schon an der Fähre ist uns aufgefallen, dass statt der erwarteten weißen Mövenhorden zahlreiche schwarze Vögel zu sehen sind. Die Dohlen, so ein vogelkundiger Golfer, seien typisch für die Region und auch auf dem Platz zu beobachten. Er identifiziert für uns einen kreisenden Greifvogel als Bussard und unsere ballverliebte, schwarz-weißgefiederte rotbeinige Vogelbegegnung als Austernfischer. Unsichtbar bleiben Brandgans und Steinschmätzer, die ebenso wie die Dohlen die vielen Kaninchenbauten als willkommene Bruthöhle nutzen.
Geschützte Rarität
Die Insel ist stolz darauf, einige Brutpaare der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Kornweihe zu beherbergen. Deren Bestand ist trotz diverser Schutzprogramme rückläufig. Zuviel Mensch, Katze, Hund. Auf dem belebten Golfplatz findet sich keines der gut getarnten Bodennester, zum Glück für Ballsuchende, denn die Tiere verteidigen ihr Gelege mit Schnabel und Klauen. Aber auf der Dachterrasse des Nationalpark-Hauses Watt Welten in der Nähe der Fährstation kann man den Vogel erklettern.
Jenseits der Straße das achte Grün (Foto: M. Deniers)
Fazit
Eine Runde über den Platz des GC Norderney ist in der Tat ein besonderes Erlebnis – und eine besondere Herausforderung sonst selten genutzter spielerischer Fähigkeiten. Hier kommt es weniger auf Länge an. Das Layout verlangt taktische Überlegung, Wind und Wetter bedingen ein immer wieder angepasstes, einfühlsames Spiel. Aus diesen Gründen können hier auch hohe Handicaps durchaus erfolgreich scoren. Freundliche Aufnahme, reizvolles Golf: die erste Runde zum Kennenlernen, alle weiteren und weiteren und weiteren … könnten richtig süchtig machen. Jenseits der Straße das achte Grün (Foto: M. Deniers)
Golf Club Norderney
18 Löcher: 75,- Euro WT/WE
9 Löcher: 54,- Euro WT/WE
Rangefee: 6,50 Euro
Bälle: 2,- Euro/24 Stück