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Sitzt selten: der unermüdliche Golfplatzdesigner Michael Blesch
Sitzt selten: der unermüdliche Golfplatzdesigner Michael Blesch Bild: Foto: VcG
27.08.2025 / Interview

Der Architekt großer Golfträume

„Ich bin der Nerd von der Baustelle", sagt Michael Blesch und das glaubt man dem alleinigen Inhaber der Green Eagle Golf Courses sofort, wenn er wortreich und wie unter Strom stehend von seinen vielen Vorhaben erzählt

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 7 MIN
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Weg mit dem langweiligen Golf-Muff: Der 54-Jährige geht neue Wege und hat es sich zum Ziel gesetzt, „alle Golfverrückten dieser Welt“ auf seine Anlage südlich von Hamburg zu holen. Wie das gelingen soll, hat er uns verraten.
 
Mit den Green Eagle Golf Courses hat sich Michael Blesch einen Traum erfüllt: 1997 tat er sich, gerade mal 26 Jahre alt, mit einem Freund zusammen, um einen eigenen Golfplatz zu bauen. Die Vision: Elitär war gestern, wir bieten erschwingliches Golf für jedermann auf einer Anlage, die für jeden spektakulär ist. Aktuell umfasst die mittlerweile 186 Hektar große Anlage in Winsen (Luhe) einen öffentlichen 6-Löcher-Par-3-Platz, einen 18-Löcher-Nord-Course sowie einen 18-Löcher-Süd-West-Course.
 

Viel Platz für Superlative

 
Mit einer Länge von 7.057 Metern, vielen Wasserhindernissen und übergroßen Bunkern gilt der „Green Monster“ genannte Nord Course als Deutschlands schwerster Platz. Der Meisterschaftsplatz ist einer der längsten in Europa und seit Jahren Austragungsort internationaler Golfturniere. Mehrfach fanden hier die Porsche European Open sowie in diesem Jahr erstmals das Amundi German Masters powered by VcG statt. Doch Blesch baut und designt weiter: Nach Abschluss der momentanen Bautätigkeit wird es einen 18-Löcher-West-Course und einen 9-Löcher-Süd-Course geben – und das hat einen triftigen Grund …
 

Herr Blesch, kommen Sie bei so viel Tatendrang überhaupt noch selbst zum Golfen?

 
Ach, ich schaffe maximal eine Runde im Jahr, Training Null. Das ist leider so, wenn man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Ich bin neben dem GC St. Dionys groß geworden und hab schon als 9-Jähriger angefangen, Golfbälle zu sammeln. Mit 15 Jahren wollte ich anfangen, aber der Zugang zum Golf war sehr schwer, der Sport so elitär, das störte mich und wurde mein Antrieb!

 
Sie sind dann noch tiefer eingestiegen …

 
… Ja, ich habe eine Ausbildung zum PGA-Golflehrer gemacht und mich auch mit dem Greenkeeping intensiv beschäftigt. Mein Trainer, der Platzdesigner Torsten Gideon, und der Umbau einer Bahn in St. Dionys haben mich inspiriert. Die Idee war sowieso, irgendwann mal Architektur zu studieren – und dann ist halt der Landschaftsarchitekt, sprich Golfplatzdesigner, daraus geworden. Meine Schwester ist Bauingenieurin und macht die Pläne, ich baue und gestalte. Das ist hier quasi ein Familienbetrieb. Klappt super!
 

Wie sieht Ihr Golfkonzept aus?

 
In den letzten zwanzig Jahren ist zu wenig auf deutschen Anlagen passiert. Die Qualität vieler Plätze ist eine Katastrophe. Ich möchte mit einem außergewöhnlichen Platz für einen optimalen visuellen Eindruck sorgen und die Golfenden mit dem Eindruck „geile Wiese“ nach Hause gehen lassen! Deshalb habe ich hier eine Anlage realisiert, die höchsten Ansprüchen genügt, die zu den Top Ten der Leading Golf Courses in Europa zählt und die Spielenden glücklich macht. Wir sind eine Naturoase mit einem sechs Hektar großen Moor und drei Inseln! Viele besondere Tiere, zum Beispiel seltene Kiebitze, drei Biber, Fischadler und -Otter, Eisvögel, Libellen, sind hier zu Haus.
 

Ist das 35 Autominuten entfernte Hamburg Ihr Haupteinzugsgebiet?
 

Nein, nicht nur. Ich setze auf die internationale Vermarktung, auf die reisefreudigen Golfverrückten dieser Welt. Die freuen sich, einen Platz zu spielen, den sie schon mal im Fernsehen gesehen haben. Ich baue hier ein Golfresort, ein 62-Zimmer-Hotel direkt am Platz – mit einem Kanuanleger, denn der neue West Course wird mit dem Kanu befahrbar sein. Übernachtungen sollen ab nächstem Jahr möglich sein. Wenn es viele gute Plätze im Umkreis gäbe, würde dies den Tourismus beflügeln. Aber vielen Anlagen fehlen der Mut und der Wille zur Modernisierung und Veränderung.
 

Würden Sie heute etwas anders bauen?

 
Gut, fertig ist man ja nie, ich habe viele Ideen. Kürzlich haben wir unsere neue 350 Meter lange Driving Range fertiggestellt und ein 1.400 Quadratmeter großes Putting Grün. Die moderne Range, die Anlage, die großen Turniere mit ihren Side-Events – das alles zieht nicht nur Leistungssportler, sondern auch Amateure, auch auffallend viele junge Leute an. Wir möchten die home base aller Pros sein, aber auch jedermann mit Golf in Berührung bringen. Ich tausche mich mit vielen Profis aus, zum Beispiel mit Marcel Siem. Aktuell konzentriere ich mich auf die Umgestaltung des Süd Courses zum neuen West Course: Hier soll 2027 die European Tour stattfinden. Das große Ziel jedoch ist der Ryder Cup 2035! Der Course soll zu einem der besten der Welt werden, er ist später der Ryder-Cup- und der Nord-Course der Olympia-Course, denn von Olympia träume ich auch. Dass eine Anlage Austragungsort beider Events ist, das gibt es bislang nirgendwo.

 

Auf den Ryder Cup kommen wir später nochmal zu sprechen. Zunächst aber interessiert mich, ob es in der Historie der Anlage einen besonderen Moment für Sie gab?

 
Ja, 2017 bei einem Profigolfturnier, da hatten wir zu viel Wasser auf der Anlage. Es war abartig. Kein Platz im Raum Hamburg war noch bespielbar. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, Schotter im sechsstelligen Bereich versenkt – mit Erfolg: Die Profis konnten spielen wie geplant. Das war der Beginn der langjährigen Zusammenarbeit mit den Porsche European Open. Vor dem Wetter habe ich seitdem keine Angst mehr!
 

Wie sehen Sie die Entwicklung des Profi-Golfsports in Deutschland?

 
Wir sind auf einem guten Weg, haben viele tolle, junge Spieler und Spielerinnen mit großem Potenzial und ein gutes Miteinander – auch mit dem Deutschen Golf Verband. Profigolf wird immer präsenter und attraktiver. Ich freue mich, seit 2009, beginnend mit der Renault EPD Tour & ECCO Tour, als Austragungsort internationaler Golfturniere dazu beitragen zu können.
 

Welche speziellen Herausforderungen gibt es bei der Vorbereitung?

 
Nun, du brauchst eine gute Infrastruktur, sprich Verkehrsanbindung, Parkplätze, Hotels und vor allem einen Meisterschaftsplatz – nur wenige Anlagen in Deutschland erfüllen wie wir diese Voraussetzungen. Meine Anlage ist ganzjährig jederzeit innerhalb von drei Wochen auf oberstes Tour-Niveau zu kriegen, dank unseres ganzjährigen Pflegegesamtkonzepts.
 

Kamen Sie deshalb für das German Masters powered by VcG in Betracht?

 
Ja, genau. Nach zwei Jahren im GC Seddiner See wurde ein neuer Turnierort gesucht. Ich wollte eigentlich in Ruhe meinen West Course gestalten, übrigens „The Beast“ genannt, und mich vom Bau der neuen Range erholen, doch diese große Chance für das Damengolf musste ich ergreifen. Esther Henseleit, unsere Olympiasilbermedaillengewinnerin, kommt schließlich aus Hamburg. Alle Komponenten passten. Wir hatten rund 12.500 Zuschauende und Fans auf der Anlage, eine tolle Event-Atmosphäre. Die Profigolferinnen wurden zum Teil wie Popstars gefeiert. Es gab ein buntes Rahmenprogramm, ein Riesenrad, ein Public Village. Turniere werden zu Events mit medialer Strahlkraft und großem Entertainmentpotenzial. Golfspektakel und -party, dahin geht die Reise!
 

Was ist für Sie dabei der schönste Moment: der Start?

 
Der ist, wenn der Head-Greenkeeper von der Tour kommt und den Platz abnimmt. Ab da liegt dann die Verantwortung nicht mehr bei mir. Generell finde ich es am schönsten, wenn die Spielenden eintreffen. Dieses „Jetzt geht es endlich los!“-Gefühl.  Nach dem Turnier will ich schnell weg, den Abbau nicht miterleben. Schon am letzten Turniertag morgens geht das Gefühl der Leere los. Man weiß, wenn der letzte Putt gefallen ist, ist es vorbei …
 

Flüchten Sie auch nach dem Ryder Cup?

 
Unbedingt. Richtung Kroatien. Ist schon alles geplant. Aber erstmal möchte ich 2035 erster deutscher Austragungsort des Ryder Cups sein und bin dabei, den Platz zu bauen. Wir planen ein riesiges Zuschauerevent mit Erhöhungen und großen, bis zu zehn Meter hohen Naturtribünen für perfekte Rundumblicke auf die Grüns, vielen Emotionen, Side-Events, Festivalcharakter, einer Glamping-Area ... Mein Ziel sind pro Tag doppelt so viele Zuschauer wie beim Ryder Cup in Paris, nämlich 120.000!
 

Woher nehmen Sie den Mut, solche großen Ideen zu realisieren?

 
(lacht) Ich höre oft: „Bleschi, bist du irre?“ Es macht mir einfach Spaß, Golf neu zu denken. Dieser Sport hat so viel Potenzial, Freude zu bringen. Next-Tee-Schilder, Ballwascher, Entfernungsmarkierungen – diesen Schnickschnack braucht es gar nicht.
 

Gab es auch schon Träume, von denen Sie sich verabschieden mussten?

Ja, zum Beispiel davon, ein tolles Privatleben zu haben und mal nach drei Wochen Urlaub am Stück völlig gelangweilt nach Hause zu kommen (zwinkert).
 

Vielen Dank für das Gespräch!                                                   

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