Es war Liebe auf den ersten Blick,
die Walter Hecker Anfang der 80er von Ingolstadt zum Gut Hühnerhof nach Hessen zog. Der Landwirt entdeckte das verlassene und vom Verfall bedrohte Hofgut. „Dem Hof die Ehre zurückzugeben“, war sein erster Gedanke. Daraus entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz eine penibel restaurierte Anlage, behutsam erweitert unter Einbezug ehemaliger Scheunen und Ställe. Außen dominiert roter Sandstein, innen biologisch behandeltes Holz aus der eigenen Schreinerei. Das Studium alter Karten und Register zeigte, dass das ursprünglich „Hof am Hainen“ genannte Anwesen schon zu Zeiten der Gebrüder Grimm seinen neuen Namen fand. Dieser ist geblieben, auch wenn das Federvieh nur noch als Hobby privat gehalten wird.
Und dann Golf.
Neben dem Hotelbetrieb wurde auch schon die Golfplatzvision in den ersten Planungen berücksichtigt. Um den Golfsport und verschiedene Aufbaudetails eines Golfplatzes kennen zu lernen, reiste Walter Hecker durch Deutschland und das Ausland – auf den Spuren des kleinen weißen Balls. Der Bau einer Driving Range zog ab 1999 erst sechs, dann neun Löcher mit Sekretariat und Golfer-Lounge nach sich. Die in die Landschaft ideal eingebetteten Bahnen erfordern wegen mancher Schräglagen und geschickt platzierter Teiche Taktik und spielerisches Können. Während der Golfrunde öffnet sich immer wieder der Blick auf das Gründautal und die Hofanlage. Man kommt an einer aus Holz errichteten Kneipp-Anlage mit frischem Quellwasser (links der Bahn 7), alten Streuobstwiesen sowie der Franziskus-Kapelle vorbei, bevor die Golfrunde im schattigen Biergarten endet.
Golffamilie.
Der Hühnerhof ist ein Familienbetrieb. Vater Walter Hecker ist Clubpräsident, Geschäftsführer und Vordenker, Mutter Irmgard betreut Haus und Anwesen. Sohn Michael, Maschinenbauingenieur, hat das Clubmanagement inne, organisiert den Spielbetrieb und leitet zusammen mit seiner Frau Lisa das Restaurant Heckers. Sein Bruder Tobias, Agraringenieur, ist für die Platzpflege und die Organisation des Fuhrparks verantwortlich, außerdem betreibt er Landwirtschaft. Seine Frau Myriam leitet das Hotel.
Die Architektin Susanne Hecker übernimmt neben der Realisierung väterlicher Ideen auch das Marketing. Für den Club spricht, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl über die Gründerfamilie hinaus spürbar ist. Man grüßt sich, man plaudert, man bringt Ideen ein – und sieht sie gegebenenfalls verwirklicht. 17 Jahre, auch das spricht für Zusammengehörigkeit, stand David Thomas den Spielerinnen und Spielern mit gutem Rat zur Seite. Dass ihren „einzigartigen Pro“ in diesem Herbst das Heimweh zurück nach Australien getrieben hat, wird von vielen bedauert.
Mehr Golf.
Nach mehreren Jahren intensiver Planung und Bauzeit, an der neben der Familie Hecker auch Spielführer Anton Mulijon beteiligt war, wurde im Jahr 2012 eine neue 18-Löcher-Anlage eröffnet – räumlich durch 500 Meter Luftlinie und eine Bundesstraße vom 9-Löcher-Platz getrennt. Hier ist alles anders. Ungestört schaut man auf die fernen Erhebungen des Spessarts. Die Bahnen sind breiter, dafür deutlich länger. Wasser hat nicht nur einen dekorativen Charakter, sondern stellt eine spielerische Herausforderung dar, besonders beim Schlag auf das spektakuläre Halbinselgrün der Neun oder das Inselgrün der Achtzehn. Die Südhanglage ermöglicht einen ganzjährigen Spielbetrieb. Anton Mulijon hat den Platz wachsen sehen, deshalb zögert er bei der Frage nach seinem Lieblingsloch. Am liebsten würde er alle nennen, aber dann siegt sein Faible für sportliche Herausforderungen. Die Bahn 15 reizt mit 600 Metern Länge von schwarz (hier der hinterste Abschlag) beziehungsweise weiß und immerhin noch 569 Metern von gelb. Im Sommer ist durch die leichte Abschüssigkeit der Bahn das Par trotzdem machbar. Der neue Platz hat seit 2014 auch ein neues Clubhaus – und das ist ein Hingucker. Durch die Positionierung auf dem höchsten Punkt des Geländes und eine Rundumverglasung wird der Ausblick in jede Richtung ermöglicht.
Man kann Bahnen und Grüns, die direkt vor den Fenstern gelegenen Abschlagmatten der Driving Range sowie die Putting- und Chipping-Area beobachten. Bei gutem Wetter lässt sich sogar die Skyline der Stadt Frankfurt erkennen. Für Unterhaltung ist also gesorgt. Von außen wirkt das auf einer Fläche von zirka 1200 Quadratmetern errichtete dreistöckige Gebäude besonders durch das charakteristisch geschwungene Dach filigran, fast schwebend. Die Auswahl der Baustoffe wurde bewusst auf ein Minimum reduziert: Eichenholz, Glas und Juramarmor bilden eine stimmige Komposition.
Familiengolf.
Typisch für den Golfpark Gut Hühnerhof ist die gelebte offene Struktur. Jeder ist willkommen, ob Golfer mit oder ohne Club oder Nichtgolfer. Statt des üblichen „Golfplatz! Betreten verboten! Lebensgefahr!“ heißt es hier einerseits „Auf Radfahrer und Spaziergänger Rücksicht zu nehmen“ und für nichtgolfende Besucher andererseits „Achten Sie auf Golfspieler [und] fliegende Golfbälle“. Restaurants und Clubhäuser sind jedermann zugänglich, einige Gäste kommen nur wegen des schönen Ambiente oder des leckeren Essens. Ein Kinderspielplatz und Minigolf locken die Kleinsten. Das geplante Adventure Golf, eine Art verlängertes Minigolf mit trickreichen Hindernissen, soll ein Anziehungspunkt für jede Altersgruppe werden. Außerdem stehen ein Barfußpfad sowie eine weitere Kneipp-Gesundheitsanlage kurz vor der Fertigstellung. Somit bietet der Gut Hühnerhof ein attraktives Ausflugsziel für die ganze Familie. Die lockere, freundliche Atmosphäre ist ebenfalls ideal für Leute, die Golf einfach mal ausprobieren wollen.
TIPP: Bei Anfahrt Wegweisung zum ADAC-Testgelände nutzen. Die Plätze sind ab Abfahrt von der B 457 ausgeschildert.